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Ohne integrierte Planung geht es nicht
Karsten Zabel kennt die häufigsten Ursachen von Unternehmens-Schieflagen genau. Der erfahrene Wirtschaftsprüfer und Sanierungsexperte betont immer wieder, wie entscheidend eine frühzeitige und integrierte Planung für den Erfolg ist.
Man kann mit Karsten Zabel nicht lange über Insolvenzen reden, ohne dass er zur Sache kommt: „Die meisten Unternehmenmittlerer Größe schlittern in die Insolvenz, weil ihnen eine integrierte Unternehmensplanung fehlt“, sagt der langjährige Partner der Essener Wirtschaftsprüfungsgesellschaft RST Hansa GmbH, der auch bei der RST Steuerberatungsgesellschaft mbH die Geschäfte führt. Zabel weiß genau, wovon er spricht: Schon als Wirtschaftsprüfer bei Deloitte, einem der Big Four der Branche, beschäftigte sich der gebürtige Westfale aus Lünen mit Unternehmen in der Krise.
Mehr als 20 Jahre ist das inzwischen her. Doch Zabel, der auch als Autor eines juristischen Fachverlags praxisorientiert über das Insolvenzrecht schreibt und regelmäßigVorträge zumThema hält, hat sichseine Empathie für krisengebeutelte Firmen bewahrt. Noch immer sei es ihm „ein Herzensanliegen, einem Management-Team oder den Eigentümern langfristige Lichtblicke zu ermöglichen“, und das gehe immer noch am besten mit einer integrierten Unternehmensplanung.
Konkret heiße das, „dass man eben nicht nur eine Gewinn- undVerlustrechnung aufMonatsbasis erstellt, sondern auch eine ordentliche Bilanzplanung“. Und das am besten „nicht erst fünf vor zwölf, wenn sich der Liquiditätsverlauf kaum noch steuern lässt, sondern zu einem Zeitpunkt, wenn sich noch Handlungsoptionen ergeben“. In der Praxis funktioniere das nicht immer: „Viele Firmenlenker sind zu sehr auf das Betriebsergebnis fixiert und wachen erst auf, wenn es fast schon zu spät ist und es beim Cashflow kaum noch Spielraum gibt.“
Das sei ein großes Problem, weil in der heutigen Zeit und vor allem nach der Corona-Krise „der klassische Bankkredit als Finanzierungsinstrument und rettender Anker in der Not immer schwieriger zuhaben“ sei. Ein Grund sei die Überregulierung derBanken. Zentral sei aber auch die erhöhte Vorsicht der Banken: „Sie fürchten sich in diesem aktuell sehr schwierigen Wirtschaftsumfeld vor Kreditausfällen, weil sie selbst auch nicht in Schieflage geraten wollen.“
Ihr Eigeninteresse zeige sich gleichermaßen, wenn sie ihre Sanierungsexpertenins Spiel bringen: „Für die Kreditinstitute stehen dabei vielmals kurzfristige Interessen wie Tilgungsraten und Zinsen im Vordergrund.“ Bei einem guten Sanierer sehe das anders aus: „Ihm geht es darum, ein Unternehmen nachhaltig auf den Erfolgspfad zurückzuführen.“ Damit das gelingt, müssten in der Praxis oft nicht nur die Manager, sondern auch die Aufsichtsräte den Schalter umlegen: „Der beste CFO und das tollste Sanierungskonzept nützen nichts, wenn der Aufsichtsrat nicht mitzieht.“
Zabel, der neben Mittelständlern auch große Unternehmen berät, setzt in solchen Fällen auf Überzeugungsarbeit durch Szenarien: „Ich simuliere dann mit einem kleinen Team im Unternehmen unterschiedliche Liquiditätsverläufe und verdeutliche mit Schaubildern, was passiert, wenn man gar nichts unternimmt oder alsBasis-Szenario nur ein paar kosteneinsparende Maßnahmen wie Personalkürzungen ergreift.“ Nach diesem sogenannten Szenario 1 spiele er dann das Szenario 2 durch: „Hier zeigen wir, was passiert, wenn wir alternativ ein Schutzschirmverfahren einleiten.“
Dieses Verfahren eigne sich jedoch nur für Betriebe, „denen zwar das Geld auszugehen droht, die aber noch nicht zahlungsunfähig sind“. Er könne aus langjähriger Erfahrung sagen: „In vielen Fällen ist dieser Weg, bei dem ein Unternehmen freiwillig ein Insolvenzverfahren unter eigener Führung durchläuft, genau der richtige.“ Das gelte insbesondere dann, wenn es gelingt, „neben der Perspektive der Gläubiger auch diejenige von Schuldnern und Investoren zu berücksichtigen“.
Ideal wäre es allerdings, ergänzt Zabel, wenn es erst gar nicht so weit kommen würde. „Und deshalb werde ich in meiner doppelten Rolle als Wirtschaftsprüfer, der sich auch mit dem Insolvenzrecht bestens auskennt, nicht müde, in den Betrieben immer wieder zu betonen, dass eine integrierte Unternehmensplanung von Anfang an ein schlimmes Szenario verhindern kann.“
VON MELANIE APRIN
Quelle: RP Forum – INSOLVENZ UND SANIERUNG, Sonderbeilage Insolvenz und Sanierung, Seite 7
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